Indien

Indien wird sich vermutlich in den nächsten Jahrzehnten zur drittgrößten Wirtschaftsmacht der Erde zu entwickeln. Schon jetzt nimmt die Zahl seiner Milliardäre rasant zu. Doch die Zahl der Armen und Hungernden nimmt leider nicht im gleichen Tempo ab. 2021 belegte Indien im „Global Hunger Index“ den 101. Platz von 116 Ländern.

Frauen erledigen häufig die schwersten körperlichen Arbeiten, selbst im Straßenbau.

Frauen erledigen die schwersten körperlichen Arbeiten, selbst im Straßenbau.

Zwei Drittel der 1,3 Milliarden Inder gelten als arm. Sie müssen mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen. 600 Millionen haben keinen Strom, noch sehr viel mehr keinen Zugang zu nur sauberem Wasser. Die Hälfte aller Kinder ist untergewichtig und  die große Zahl mangelernährter Frauen bringt eine erschreckende Zahl geistig und körperlich zurückgebliebener Kinder zur Welt.

Indien hat aus seinem größten Schatz, seiner jungen, begabten Bevölkerung, noch zu wenig gemacht. 65 Prozent der Inder sind jünger als 30. Mit ihnen könnte das Land sogar China überholen – wenn es für allgemeine Schulbildung und  bessere Ausbildung sorgen würde. Doch das geht nur langsam voran. Immer noch gelten fast 400 Millionen in Indien als Analphabeten.

Täglich landen neue Menschen, vor allem die verarmte Landbevölkerung, auf den Megametropolen an und finden wie diese Familie oft nur eine Bleibe unter einer Brücke zwischen mehrspurigen Autofahrbahnen.

Täglich kommen Hunderte, vor allem verarmte Kleinbauern, in die Megametropolen. Ihnen bleibt oft nicht  mehr als eine Bleibe unter einer Brücke.

Die indische Regierung berichtet, dass jedes Jahr zehn Millionen Menschen aus der Armut geholt werden. Bei einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden sind das jedoch zu wenige. Selbstverständlichkeiten wie sauberes Wasser, Toiletten, genügend Nahrung für die Menschen, ein wenigstens primitives Gesundheitssystem oder gar eine kostenlose Grundschulbildung sind immer noch für Viele unerreichbar. Viel Geld fließt in die Rüstung gegen Pakistan und eine überbordende Bürokratie verschlingt Gelder, die das Volk dringend braucht. Religion und das Kasten-System behindern den Fortschritt.

In Slums, die zum Teil seit vielen Jahren bestehen, werden nachträglich Abwasserleitungen verlegt, wie hier in Malwani, einem großen Slum in Mumbai (früher Bombay)

In Slums, die zum Teil seit vielen Jahren bestehen, werden nachträglich Abwasserleitungen verlegt, wie hier in Malwani, einem großen Slum in Mumbai/Bombay.

Die Schere zwischen arm und reich bleibt weit geöffnet. Zwar gibt es auch Inder, die bereit sind, den Armen zu helfen, aber die kulturelle Prägung des Kastensystems, nach dem „jede/r für sein Schicksal selbst verantwortlich ist und wer arm ist, hat es wohl verdient, und im nächsten Leben kann es schon wieder ganz anders aussehen“, wirkt weiter nach. Deshalb wird es wohl noch lange auch Aufgabe von Vereinen wie LIFT bleiben, Indiens intelligenten und meist hochmotivierten Armen unter die Arme zu greifen, besonders Indiens Frauen.