17. Dez
2023

„Livelihood“ Projekt hilft 762 Frauen

Seit 2021 unterstützt LIFT e.V. das sogenannte „Livelihood-Projekt“ der Helpers of Mary. Es wurde von den Schwestern eigens initiiert, da LIFT ein Nachlass in Höhe von 120.000 Euro zufloss, zweckgebunden für die Unterstützung „benachteiligter Frauen“. In rund den letzten drei Jahren konnten insgesamt 762 bedürftigen indischen Frauen über dieses Projekt geholfen werden. Es ist eine große Erfolgsgeschichte und zeigt einmal mehr die Effektivität und auch Effizienz der Schwestern, mit begrenzten finanziellen Mitteln eine sehr große gesellschaftliche Wirkung zu erreichen. Wir veröffentlichen hier den übersetzten und leicht gekürzten Bericht von Schwester Gladys, der Oberin der Südprovinz der Marys:

Bericht von Sr. Gladys über das „Livelihood Project“ (aus dem Englischen)

Das „Livelihood Project“ wurde im Oktober 2021 in 14 Gemeinden in Maharashtra, Goa, Karnataka, Kerala und Tamil Nadu zur Sicherung des Lebensunterhaltes für benachteiligte Frauen und Witwen ins Leben gerufen. Diese Frauen und ihre Kinder werden aufgrund sozialer und kultureller Barrieren von der Gesellschaft abgelehnt und führen deshalb ein erbärmliches und leidvolles Leben.

Frauen sind die große Kraftquelle in der Familie. Sie sind verantwortlich für die Erziehung ihrer Kinder, die Kinder lernen ihre Werte von der Mutter. Daher haben Frauen großen Einfluss auf Veränderungen in der Gesellschaft.

Um das Leid dieser Menschen zu mildern, wollten wir den Frauen im Rahmen dieses Projektes eine Einkommensquelle ermöglichen in Form eines kleinen Geschäftes. Viele Frauen meldeten sich und erhielten 15.000 indische Rupien (etwa 180 Euro) als Startkapital. Damit starteten sie ihre „Kleinunternehmen“ mit dem Kauf von Nähmaschinen, Gemüse, Fisch, kleinen Geschäften, der Aufzucht von Schweinen, Ziegen, Hühner, Kühen usw. Durch Weiterverkauf der Tiere und Produkte erwirtschafteten die Frauen ein kleines Einkommen für sich und ihre Familien. Die Frauen sind LIFT e.V. unglaublich dankbar für die Unterstützung und die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt nun selbst zu verdienen.

Das durch das Projekt erworbene Wissen und Selbstbewusstsein hilft den Frauen, für sich selber sorgen, finanziell unabhängig zu werden und Familienangelegenheiten alleine zu regeln. Sie haben gelernt, unternehmerisch tätig zu sein und mit Kunden umzugehen. Und sie sind Ansporn für andere Frauen, ebenfalls aktiv für sich und ihre Familie einzustehen. Witwen werden in der Gesellschaft vernachlässigt, sie dürfen an keinerlei Veranstaltungen oder Feierlichkeiten teilnehmen, aber durch unser Projekt gewinnen die Frauen Selbstbewusstsein, sie trauen sich auch im Panchayat (der lokalen Regierung) das Wort zu ergreifen. Und auch ihre Kinder lernen, für die Werte des Lebens zu kämpfen.

Bisher haben bereits 762 Frauen von diesem Projekt profitiert und wir haben eine Frauengruppe gegründet, welche sich zu kulturellen Veranstaltungen und Treffen in Dörfern und Städten trifft. Die Frauen verdienen monatlich 8.000 bis 10.000 Rupien (ca. 100 Euro), manchmal auch mehr, abhängig von der Auftragslage und den Produkten. Sie sind in der Lage, ihren Haushalt zu führen und ein würdiges Leben dazu.

Neun von insgesamt 160 Nähmaschinen, die im Rahmen des Livelihood Projekts von den Schwestern angeschafft wurden.

Eine von 762 Frauen, die über das Livelihood Projekt ein Kleingewerbe aufbauen und sich damit ein kleines Einkommen sichern konnten.

Hier nur beispielhaft zwei der vielen Erfolgsgeschichten:

  1. Erfolgsgeschichte von S.

Ein Beispiel ist S. Sie ist 45 Jahre alt und hat vor 5 Jahren ihren Mann an einem schweren Herzinfarkt verloren. Seitdem muss sie ihre Familie alleine ernähren. Sie arbeitet in einer Fabrik als Reinigungskraft, zudem auch noch in einem Hotel und führt außerdem Gelegenheitsarbeiten aus. Ihre Tochter kümmert sich um ihren körperlich und geistig behinderten Sohn.

Wir lernten S. bei einem Treffen für behinderte Menschen kennen und bemerkten ihre große Verzweiflung. Als wir auf sie zugingen und mit ihr sprachen, berichtete sie uns, dass sie mit ihrer 7 Jahre alten Tochter und dem 15 Jahre alten bettlägerigen Sohn in einer Blechbaracke lebt. Ihr Sohn kann keine feste Nahrung zu sich nehmen. S. füttert ihn täglich mit Milch und Pulvernahrung. Für die Nahrung ihres Sohnes braucht sie monatlich 1.500 Rupien. Wir haben ihr vorgeschlagen, im Rahmen des Livelihood-Projektes einen kleinen Laden zu eröffnen. Inzwischen verdient sie 4.000 Rupien (knapp 50 Euro) pro Monat und ist sehr glücklich und dankbar für die Möglichkeit, die ihr durch das Projekt gegeben wurde.

  1. Die Erfolgsgeschichte von Frau K.

Frau K. ist 47 Jahre alt. Vor 12 Jahren verließ sie ihr Ehemann und sie war mit zwei kleinen Kindern auf sich allein gestellt, musste sich zudem um ihre kränkliche Schwiegermutter kümmern. Trotz all dieser Herausforderungen gab sie nicht auf und erlernte das Schneidern, arbeitete in einem Stoffladen und nähte Kleider. Dies reichte aber alles nicht aus, um die Familie zu ernähren. Durch das Startkapital des Projektes konnte sie einen eigenen Raum für eine Schneiderei mieten und sich eine elektrische Nähmaschine kaufen. Nun verdient sie ihren eigenen Lebensunterhalt (bis zu 10.000 Rupien pro Monat) und kann ihre Familie gut ernähren.  Es macht große Freude, ihre Fortschritte zu sehen.

Ergebnisse des Projektes:

  1. Die Frauen sind selbstständig, selbstbewusst, verantwortungsbewusst und sorgen für ihre Familien
  2. Der Lebensstandard der Frauen steigt, ebenso der Status in der Gesellschaft
  3. Andere Frauen werden ermutigt, unternehmerisch tätig zu werden
  4. Die Frauen beteiligen sich aktiv in ihren Dörfern
  5. Die Frauen lernen frei und selbstbewusst in der Öffentlichkeit zu sprechen
  6. Die Frauen erlernen Buchhaltung
  7. Kinder lernen von ihren Müttern selbstbewusst im Leben zu stehen

Unsere Pläne für die Zukunft:

  1. Fortführung des Projektes für weitere 3 Jahre, indem jeder Frau 20.000 Rupien (ca. 230 Euro) zur Verfügung gestellt werden zur Gründung eines Kleinunternehmens.
  2. Gründung einer Gruppe von 10 Frauen, die andere Frauen anleiten und unterstützen bei der Gründung eines Geschäfts.
  3. Unterstützung von Mädchen in Bildung und beruflichem Werdegang, so dass sie ihre Familien unterstützen können und unabhängig werden.

Allen LIFT-Mitgliedern und -Spendern möchte ich an dieser Stelle einen herzlichen Dank aussprechen.

Sr. Gladys D`Souza

Nitya Seva Society Rivona

05.12.2023