14. Apr
2015

Lizzy hat es geschafft

Lizzy hat es geschafft: „Ich bin stolz, dass ich mit Eurer Unterstützung meine Schwesternausbildung mit ‚first class‘ abschließen konnte“, schreibt sie in ihrem Dankesbrief. Lizzy ist eines der Mädchen aus dem Heim Anugraha, das mithilfe der von LIFT überwiesenen Spendengelder nach dem Schulabschluss eine Ausbildung gemacht hat.

Lizzy auf ihrer Abschlussfeier, rechts Schwester Kalyani

Lizzy (in weiß) auf ihrer Abschlussfeier, rechts Schwester Kalyani

„Ich möchte Euch von Herzen Dank sagen für Eure finanzielle Hilfe. Ich schulde Euch viel. Auf meine Weise bitte ich den Allmächtigen, dass er Euch hundertfach segnen möge“, schreibt Lizzy weiter.

2002 war ihre vom Tod gezeichnete Mutter zu den Marys gekommen. Mit der siebenjährigen Lizzy an der einen und der vierjährigen Nisha an der anderen Hand hatte sie die Schwestern angefleht, Lizzy bei sich aufzumehmen: Sie könne sie nicht mehr ernähren, der Vater sei vor zwei Jahren auf dem Bau tödlich verunglückt, sie schlage sich als Tagelöhnerin durch, aber 20, 30 Cent Lohn pro Tag reiche nicht für drei.

Ein Jahr später brachte die kleine, ausgemergelte Frau Nisha. Noch im Heim brach sie zusammen. „Wir pflegten sie bis zu ihrem Tod eine Woche später“, erzählt Schwester Kalyani.

Lizzy (rechts) mit ihrer Mutter und Schwester 1999

Lizzy (rechts) mit ihrer Mutter und Schwester Nisha (links) 2002

Ein bisschen verlegen steht Lizzy, die frischexaminierte Krankenschwester in ihrem blütenweißen Sari neben der 83jährigen Schwester. „Die Schwestern sind meine Eltern, Kalyani ist meine Mutter“, sagt sie. Kalyani lebt seit über 30 Jahren in Anugraha. Sie ist hier der ruhende Pol, ist immer da, backt den Kindern einen kleinen Kuchen zum Geburtstag, hilft ihnen, ihre Schuluniform zu flicken, teilt ihre Sorgen. Die Oberinnen dagegen werden alle paar Jahre ausgewechselt, und die jungen Junior-Schwestern, mit denen auch mal getobt werden kann, kommen und gehen.

Lizzy ist inzwischen nach Andheri, einem Vorort von Bombay, abgereist. Dort, im Mutterhaus des Ordens mit Krankenhaus, Waisenhaus und Schule, tritt sie ihre erste Stelle an. Ihre Schwester Nisha hat derweil in Mysore ein Einser-Abitur gemacht – „obwohl meine Muttersprache Kannada ist, habe ich alle Tests in Englisch gemacht“, schreibt sie stolz – und steuert nun den Bachelor an. Aber erst einmal geht es in die großen Ferien, nach Hause, nach Anugraha. (Gabriele Venzky)